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Jüdische Geschichte Partenheims

 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde

In Partenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Genaue Zahlen über die jüdische Einwohnerschaft liegen jedoch erst seit dem 19. Jahrhundert vor: 1804 wurden 75 jüdische Einwohner gezählt, 1824 waren von den insgesamt 1.180 Einwohnern 110 jüdische Personen (9,32 %).

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl zu, bis 1855 mit 165 Personen die höchste Zahl jüdischer Einwohner erreicht wurde. Die jüdischen Familienvorstände verdienten ihren Lebensunterhalt als Schuhmacher, Metzger, Viehhändler beziehungsweise Pferdehändler, Weinhändler. Viele hatten dazu auch eine Landwirtschaft (Weinbau).

1881 kam es zu Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung: in den von Juden bewohnten Häusern wurden Fenster eingeworfen oder die jüdischen Einwohner durch andere Aktionen schikaniert. Die sich über mehrere Monate hinziehenden Vorfälle führten zu einer verstärkten Abwanderung der jüdischen Familien aus Partenheim. 1900 lebten nur noch 36, 1905 27 jüdische Personen am Ort; 1922 waren es vier Familien mit 16 Personen. Bereits 1927 war die Auflösung der jüdischen Gemeinde geplant.

Um 1925, als noch 16 jüdische Einwohner gezählt wurden (1,8 % der Einwohnerschaft) waren die Gemeindevorsteher die Herren Philipp Walter (Metzger), Wilhelm Sanders und Julius Hirschmann (Weinkaufmann). An Einrichtungen war eine Synagoge und (im 19. Jahrhundert) eine israelitische Schule vorhanden. Die Toten der Gemeinde wurden in Jugenheim beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Alzey.

Seit 1933 trafen die nationalsozialistischen antijüdischen Maßnahmen auch die noch in Partenheim lebenden jüdischen Einwohner. Philipp Walter beziehungsweise Julius Hirschmann waren auch in den ersten Jahren der NS-Zeit Vorsteher der Gemeinde. 1939 waren keine jüdische Personen mehr am Ort. Zwei von ihnen starben nach der Deportation im Oktober 1940 nach Gurs, zwei wurden in Auschwitz ermordet. Von den in Partenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Max Hirsch (1886), Charles Wolf (1900), Friedrich Wolf (1911), Ida Wolf geb. Dornhardt (1905), Karl Wolf (1908).

Zur Geschichte der Synagoge

Eine kleine Synagoge unbekannten Baujahres war vorhanden (1855 genannt). Sie stand in der Schmiedgasse auf dem Grundstück des Josef Kahn. 1895 wurde festgestellt, dass die Zugänge zur Synagoge unwürdig seien, da unmittelbar daneben ein Schlachthof und eine Metzgerei lagen.

Bereits in den 1920er-Jahren waren kaum noch Gottesdienste in der Partenheimer Synagoge möglich, da es keine zehn jüdischen Männer mehr am Ort gab. Die jüdischen Familien besuchten meist die Gottesdienste im benachbarten Jugenheim. Im Februar 1938 wurde das Synagogengebäude verkauft. Es entging damit der Zerstörung beim Novemberpogrom 1938, doch wurde es in den Kriegsjahren durch Artilleriebeschuss vollkommen zerstört.

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Quelle: Alemannia Judaica
Arbeitsgemeinschaft für die
Erforschung der Geschichte der Juden
im süddeutschen und angrenzenden Raum