Der Wambold´sche Hof

 

Nachdem das Adelsgeschlecht derer von Partenheim, dem 2/3 der Besitzungen in Partenheim gehörte, 1622 erloschen war, trat an deren Stelle die Familie von der Leyen. Auch dieser Stamm erlosch 1732, so daß Freiherr Wambold von und zu Umstadt, das erbliche Mannlehen in Partenheim antrat. Dieses Lehen wiederum wurde vom Trierer Kurfürsten - der Eigentümer des gesamten Dorfes mit Ausnahme des Schlosses war -, dem Freiherrn Wambold von und zu Umstadt übertragen.

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Begünstigt durch verwandtschaftliche Beziehungen zur Adelsfamilie Wallbrunn kaufte dann Philipp Franz Carl Freiherr Wambold von und zu Umstadt drei große Bauernhöfe in der Mitte des Dorfes. Er ließ die Gebäude niederreißen und baute einen großen Hof mit Stallungen - den "Wambold'schen Hof".

Nach der französischen Revolution diente dieses stattliche Gebäude bis 1963 als Schulhaus und ist heute Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Partenheim.

Schloß Wallbrunn

 

Partenheim, eine Gemeinde mit reicher historischer Tradition, verfügt in der Verbandsgemeinde Wörrstadt neben Armsheim über ein bemerkenswertes und prachtvolles Schloß.

Schon unter den Merowingern kam der Ort an die Metzer und Trierer Kirche und bereits im Jahre 863 wird Partenheim als Bischofsgut zu Metz bezeugt. Erzbischof Hillin von Trier gab im Jahre 1158 Teile des Partenheimer Besitzes an das Wormser Domstift ab, um in den Besitz der Burg Nassau (Lahn) zu gelangen.

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Ende des 12. Jahrhunderts verpfändet Erzbischof Johann von Trier seinen Hof in Partenheim an Werner von Bolanden. Trotz der großen räumlichen Distanz konnte Trier seine Privilegien in Partenheim bis zur französischen Revolution behaupten. Im Jahre 1733 vergab der Trierer Kurstaat das Partenheimer Lehen an die Freiherren von Wambold.

Das Schloß selbst wurde im 13. Jahrhundert erbaut und hat im Laufe seiner Geschichte mehrere Um- und Erweiterungsbauten erlebt. Um 1600 wird die östliche Front des Gebäudes erneuert, wobei auch der dreigeschossige Hauptflügel und der Rundturm auf der Rückseite zur Kirche hin entstand. Nach dem großen Brand von 1689 wurde das Schloß wieder renoviert, der große Saal im Obergeschoß erhielt eine Stuckdecke mit Bandelwerk und einen schönen Fußboden mit dunklen Eichenbändern. Die große, dreigeschossige, über das Dorf Partenheim stolz hinausragende Schloß-Anlage um den rechteckigen Innenhof erhielt einen Verbindungsgang zu der etwas höher gelegenen spätgotischen Schloßkirche.

Das Partenheimer Schloß war ein pfälzisches Lehen derer von Wallbrunn. Die Familie, über deren Rittermäßigkeit sich schon aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts urkundliche Nachrichten finden, war in Schwaben und am Rhein begütert. Im Jahre 1493 erwarb die Familie Wallbrunn größere Besitzrechte im Dorf Partenheim. Kuno von Wallbrunn, Herr zu Partenheim und Neuen Eglofsheim, verheiratet mit Margret Hündin von Saulheim, stand als Hauptmann bei Herzog Albrecht von Bayern in Diensten.

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Im Jahre 1579 wurden die von Wallbrunn zusammen mit denen von Partenheim, von Kurtrier mit dem Dorf Partenheim belehnt. 1683 erhielten die Wallbrunner und die von der Leyen erneut Besitzungen im Dorfe Partenheim. Und um 1800 besaß die Familie Wallbrunn noch über 500 Morgen Land in der Gemarkung. 1832 verstarb das letzte in Partenheim noch wohnende Mitglied der Familie. Christiane Eleonore von Wallbrunn wurde vor dem Westportal der Kirche beigesetzt. Im Innern der evangelischen Kirche in unmittelbarer Nähe des Wallbrunn'schen Schlosses erinnern heute noch das Grabmal Kunos von Wallbrunn (verst. 1522), ein prächtiges Wandepitaph für Hans Rheinhart von Wallbrunn (verst. 1596) und ein Inschriftenepitaph für Ferdinand von Wallbrunn (verst. 1770) an die große und historische Vergangenheit der Familie von Wallbrunn und ihre besondere Bedeutung für Partenheim.

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Die Herren von Wallbrunn gehörten zur Rheinischen Ritterschaft, in der sich seit dem ausgehenden Mittelalter die Ritter genossenschaftlich organisierten, um eine entsprechende Stütze im Kampf um die Erhaltung ihrer Freiheit und Unabhängigkeit zu haben. In der Geschichte der Gegend zwischen Rhein, Nahe und Donnersberg, dem heutigen Rheinhessen, spielten sie eine gewichtige Rolle. Verwandtschaftliche Bindungen zu anderen bedeutenden Adelsfamilien, wie zu den Hund von Saulheim und den Wambold von Umstadt, festigten ihre politische Stellung im mittleren Rheinhessen. Sie gehörten zu den adligen Familien, die das Erscheinungsbild der rheinhessischen Ganerbschaften Bechtolsheim, Schornsheim, Mommenheim und Nieder-Saulheim entscheidend prägten. Seit 1534 waren sie an der Ganerbschaft Mommenheim beteiligt, 1553 beeinflußten sie die Entwicklung des Gemeinwesens Bechtolsheim. Im Jahre 1559 gelangten sie in den Besitz ganerbschaftlicher Anteile in Schornsheim. Seit 1717 sind Mitglieder der Familie von Wallbrunn als Ganerben in Nieder-Saulheim nachgewiesen.

Die Partenheimer Schloßherren haben also die territoriale Entwicklung Rheinhessens entscheidend beeinflußt und mitgeprägt.

Während der französischen Revolution 1789-1815 durften sowohl die Familie von Wallbrunn als auch die Wambold von Umstadt in Partenheim verbleiben. Ihre Besitzungen mit Schloß und Wambold'schem Hof wurden im Gegensatz zu anderen Schlössern und Adelsgütern nicht geplündert, niedergebrannt oder gar enteignet. Lediglich die Besitzrechte über den Ort selbst, die Kurtrier bis dahin innehatte, erloschen.

Man wird sich fragen, warum wurden ausgerechnet die Adeligen in Partenheim verschont?

Alles deutet darauf hin, daß die Freifrau von Wallbrunn, die in einem Kloster in Straßburg als Ordensfrau tätig war und sich sehr vielen Armen und Leidenden aufopferte, die Plünderung und Verwüstung des Partenheimer Schlosses verhinderte. Durch ihren Charme, der ihr zu eigen war und im Besitz der vollständigen Beherrschung der französischen Sprache, gelang es ihr, den französischen Kommandanten General Dessaire zu überzeugen, von einer Zerstörung und Enteignung des Schlosses abzusehen. Nach der französischen Revolution ging das Schloß in Privatbesitz über und wird heute von drei Eigentümern bewohnt.

St. Peter Partenheim: Fresken

 

Ein Bilderstapel mit den 10 Geboten

St. Peter in Partenheim: Fresken des Spätmittelalters
Allgemeine Zeitung Mainz - 1990. Von MARIANNE HALBEY

Fresken2 Die evangelische Kirche in Partenheim stammt zum größten Teil aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Von der romanischen Kirche, die 1435 einem Brand zum Opfer fiel, sind nur die unteren Geschosse des Turms erhalten. Er wurde Ende des 15. Jahrhunderts aufgestockt, 1747 noch einmal erhöht und mit seiner jetzigen barocken Haube abgeschlossen.

Bei der Feuersbrunst 1435 fielen laut Überlieferung die Hostien unversehrt zu Boden. Dieses "Hostienwunder", von dem ein Relief neben dem Südportal berichtet, zog sofort Wallfahrer an und wurde Anlaß zum schnellen Baubeginn des gotischen Chorraums zwischen 1435 und 1450.

Von außen ist der Chor schmucklos und unauffällig. Der Bau des niedrigeren Kirchenschiffs und des noch niedrigeren Seitenschiffs folgte nach einer Bauunterbrechung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, ebenso die Ausmalung der Kirche.

Durch reich profilierte spitzbogige Portale im Süden und Westen betritt man das Kircheninnere. Sofort zieht der hohe helle Chorraum die Blicke an. Er besteht aus einem kurzen Joch und einem 5/8-Chorabschluß mit prächtigem Stern-Netzgewölbe. Reich gegliedertes Maßwerk, gekrönt von verschiedenartig angeordneten Fischblasen, kündet von der einstigen Eleganz der Fenster, deren ursprüngliche Gläser, wie auch der Hochaltar in den Landesmuseen in Darmstadt und Mainz neue Heimstatt gefunden haben.

Fast wie ein Zentralbau muß dieser Chorraum gewirkt haben, ehe die jeweils drei Joche von Haupt- und Seitenschiff angebaut wurden. Achteckpfeiler und die ihnen vorgelegten Dienste tragen auch hier ohne Kämpferzone, ohne Kapitelle die Bögen und Gewölberippen.

Der Baumeister ist wahrscheinlich im Umkreis von Madern Gerthner aus der Frankfurter Bauhütte zu suchen, der auch zeitweise am Mainzer Dom gearbeitet hat und kurz vor Baubeginn der Kirche in Partenheim hier verstorben ist. Ähnlichkeiten in Stilelementen sind unverkennbar. Verwandtes ist im Oppenheimer Westchor und in unmittelbarer Nähe von Partenheim, in St. Johann, zu finden.

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Wesentlichen Anteil an der Bedeutung der Partenheimer Peterskirche haben die 1967 freigelegten, mehr oder weniger gut erhaltenen mittelalterlichen Fresken. Das älteste Fresko entspricht der Tafelmalerei bald nach 1400 und befindet sich im Erdgeschoß des alten Turms. Es stellt Maria und Johannes trauernd neben dem Gekreuzigten dar. Im Chor an der Südwand trägt ein riesengroßer St. Christopherus das Christuskind durch den Fluß.

An der südlichen Seitenschiffwand befindet sich ein Fresko des thronenden Weltenrichters mit Schwert und Lilie über der Erdkugel. Darunter steigen die Toten aus ihren Gräbern und werden die Verdammten in den Höllenschlund geführt.

Wohl die interessantesten und am besten erhaltenen Bilder sind in Blöcken von je zehn Szenen, ebenfalls an der Nordwand, zu sehen. In gemalten rechteckigen Rahmen sind rechts die Zehn Gebote jeweils in ihrer Übertretung dargestellt; sie sind von oben nach unten zu lesen: Anbetung des goldenen Kalbs; ein Landsknecht schwört falsch vor einem Bildstock; ein Mann verrichtet am Sonntag Feldarbeit; Kinder schlagen ihre Eltern; ein Mann erschlägt einen ändern; ein Paar betreibt Ehebruch; ein Zeuge schwört falsch vor einem Richter; ein Mann stiehlt etwas aus einer Truhe; ein Paar im Bett; ein Mann streckt die Hand aus nach Hab und Gut eines andern. Links daneben sieht man zehn Szenen von des Pharaos Traum und Josephs Deutung mit den ägyptischen Plagen.

Beachtliche Grabmäler der Patronatsherren und Adelsgeschlechter Partenheims sind an den Wänden verteilt. Diese Familien von Bolanden, Wallbrunn, Partenheim und andere stifteten die Fenster und Wandmalereien und gewiß auch den Bau der gesamten Kirche. Sie diente den Herren des benachbarten Schlosses als Grabeskirche. Schloß und Kirche waren durch einen inzwischen zugeschütteten unterirdischen Gang miteinander verbunden.

Mittelalterliche Fresken in St.Peter

 

Stück für Stück vom Putz befreien

Mittelalterliche Fresken in der Partenheimer Kirche werden derzeit restauriert
Allgemeine Zeitung Mainz - 1990

Fresken1 Die historischen Quellen gaben keinen Anlaß zur Hoffnung, unter dem Putz irgendwelche Kunstwerke zu entdecken: Während im Hauptschiff der evangelischen Kirche "St. Peter" in Partenheim bereits vor fast 30 Jahren mittelalterliche Wandmalereien entdeckt und restauriert worden waren, fristete das vergleichsweise triste weißgetünchte Seitenschiff eher ein Schattendasein. Geschichtliche Dokumente aus dem Jahre 1874 berichteten nämlich von Verschönerungsarbeiten in der Kirche, bei der ganze Partien übermalt worden sein sollen. "Leider verschwanden die Gewölbemalereien, die in Komposition und Stil denen des Hauptschiffes entsprachen", ist in dem Fachbuch "Wandmalerei in der Pfalz und Rheinhessen" zu lesen. Als die Gerüste nach Abschluß der Fassaden-Renovierung im Frühjahr von außen nach innen wanderten, untersuchten die Handwerker das Seitenschiff nur routinemäßig auf Malerei. Groß war dann die Überraschung, als unter dem Putz die verloren geglaubten Malereien zum Vorschein kamen.

Die Landeskirche in Hessen und Nassau weiß die Funde zu schätzen; von den rund 1200 Kirchen ragen nur einige aus der Masse heraus. "Nach der Katharinenkirche in Oppenheim ist St. Peter die kunsthistorisch bedeutendste Kirche in Rheinhessen", urteilte Kirchenbaudirektor Dr. Wolfgang Billig bei einem Ortstermin in Partenheim. Die Freilegung läßt sich die Darmstädter

Kirchenleitung deshalb auch einiges kosten: Zu den 500000 Mark für die eigentliche Renovierung des Bauwerkes muß für die Restaurierung noch einmal 200000 Mark draufgelegt werden.

Die knifflige Freilegung der figürlichen und floralen Malereien — darunter Portraits von Kirchenvätern und katholischen Heiligen — erledigt das Team des Erbes-Büdeshei-mer Restaurators Vitus Wurmdobler mit einer Engelsgeduld: Da wegen des Kalkanstriches eine chemische Behandlung nicht möglich ist, müssen die wertvollen Fresken mit dem Skalpell Stück für Stück vom alten Putz befreit werden. "Das ist größtenteils Übungssache", bekennt Alexander von Thoen. Anschließend werden die nun "nackten" Kunstwerke mit Quarzsand gefestigt.

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Die Retousche übernimmt dann Georges Ovidio. "Das sind tolle Malereien, ganz ausgezeichnet und gut erhalten", erklärt rumänische Diplom-Restaurator mit einem bewundernden Blick zur Decke und macht sich dann wieder an die Arbeit. Da die Farben im Laufe der Jahrhunderte stark verblasst sind, werden sie nun nachgebessert. Dazu verwendet Georges Ovidio spezielle reversible Pigment-Farben, die jederzeit wieder entfernt werden können — etwa wenn eine Retousche nicht ganz so gelungen ist oder der ursprüngliche Zustand der Fresken begutachtet werden soll.

Das große Ziel des Restaurators: Das Kunstwerk wieder so hinzubekommen, wie es ursprünglich ausgesehen hat. "Die Chromatik — also das Spektrum der Farben darf nicht anders sein als früher", erläutert der Rumäne, der an einer Kuristakademie studierte und schon viel Erfahrung mit solchen Malereien aufweisen kann. Das eigene künstlerische Empfinden muß da zurückstehen. Alexander von Thoen: "Die Ästhetik des Künstlers darf nicht verändert werden. Der Restaurator muß sich da unterwerfen."

   

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